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  • AutorenbildBernd Lohmeyer

Facebook – Irrungen und Wirrungen ums Freunde finden

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Freunde zu finden und Freundschaften zu pflegen gehört zu unseren fundamentalen Bedürfnissen. Facebook trägt dem Rechnung und möchte uns dabei unterstützen. Dass dies aber in der virtuellen Welt des Netzes nicht viel einfacher ist als im realen Leben, habe ich am letzten Wochenende erfahren. Hier ein kurzer Erfahrungsbericht.

Ich gehöre nicht zur Generation “Digital”. In meinem Kinderzimmer stand kein Computer. Und wenn andere von Commodore sprachen, verband ich das mit Seefahrt. Noch kein “Best Ager” – aber eben auch zu alt, um das Netz als Selbstverständlickeit wahrzunehmen. Und dann die Geschichten über Datenmissbrauch und Weitergabe von Nutzerprofilen. All das sind wohl Gründe, warum ich erst jetzt ein Profil auf Facebook eingerichtet habe. Doch nach Xing, LinkedIn und Twitter führte kein Weg mehr an Facebook vorbei.

Doch das Ganze ist nicht so einfach, wie man denken mag. Jedenfalls nicht, wenn man sich Sorgen darüber macht, was man wen wissen lassen möchte. Fange ich mal am Anfang an. Was für ein Profil möchte ich denn anlegen? Nun, eine öffentliche Person oder Organisation bin ich wohl nicht. Auch kein Rockstar, zum Unternehmen reicht es auch noch nicht. Dann belasse ich das bei dem Vorschlag, den Facebook macht. Wird schon stimmen. Aber dann kommen so viele Fragen zu persönlichen Daten, die ich nicht so gerne ins Web blase. Also gebe ich lieber weniger als mehr ein.


Letztendlich ist das Profil angelegt. Da sehe ich die Seite. Noch ganz schön leer! Also mache ich mich auf die Suche nach Menschen, die ich kenne. Auf Neudeutsch heißt das Netzwerk aufbauen.

Freunde finden

Ah, da ist ja auch ein Link “Freunde finden”. Doch da werden mir jetzt nur zig Plattformen von Skype über Web.de bis T-Online angeboten. Wie die Skypenamen meiner Kollegen lauten weiß ich nicht auswendig. Da kann ich also nicht nach suchen. Sie verdrehen die Augen? Es hat wirklich drei Tage gedauert bis ich feststellte, dass ich mich damit selbst bei Skype einloggen kann, um meine Skype-Kontakte bezüglich Facebook anzustupsen. Ist das Wort überhaupt richtig? Anstupsen ist doch bei Facebook auch so eine spezielle Funktion. Die Terminologie mag sich mir noch nicht so richtig erschließen. Da müsste ich in der Hilfe nachlesen. Aber wer macht das schon? Lieber ausprobieren. Also neben dem missglückten Angebot, Skype zu nutzen, werden da noch andere Portale aufgeführt, die ich nicht nutze, oder die ich sogar ablehne. Wer schon mal GMX besucht hat, kann verstehen, dass ich das als Usability-Katastrophe empfinde. Und überhaupt verbinde ich mit den hier aufgeführten Diensten keine oder sogar unangenehme Gefühle. Also ignoriere ich das. Und nun purzeln da unten auf einmal Fotos von wildfremden Menschen auf meine Seite. Was soll das? Nein, die kenne ich nicht, nicht einen einzigen, die will ich nicht als “FreundIn” aufnehmen. Und überhaupt scheint mir der Begriff der Freundschaft hier etwas inflationär verwendet zu werden. Vielleicht ist das aber auch ein Tribut an die Jugend, die wohl zur primären Kundschaft von Facebook gehört. Also irgendwie an mir vorbei designt. Schluss jetzt! Wo kann ich endlich einem Namen eingeben, um einen Kollegen zu finden? Ah, die verstecken das hinter “Andere Funktionen”… Nein, leider auch ein Fehlschlag. Nichts auf dieser Seite, um einen Namen einzugeben!

Da oben ist ja ein Feld. Ich dachte, es sei dazu da, um innerhalb der Nachrichten oderKommentare etwas zu finden. Ich probiere es einfach mal zur Freundessuche. Und es funktioniert. Mir werden in einer dynamisch eingeblendeten Liste ein paar Treffer und der Link zu “Weitere Ergebnisse für…” angezeigt. Und da sehe ich auch meinen Suchbegriff in einem neuen Suchfeld. Warum habe ich das nicht auf der vorherigen Seite “Freunde finden” gesehen. Liebe Facebook-Designer, ein Usability-Test hätte mir diesen Ärger vermutlich erspart. Facebbook hat 500 Millionen Nutzer. Das waren bzw. sind 500 Millionen Facebook-Anfänger. Wieviele hatten wohl dieselben Schwierigkeiten wie ich? Und es geht dabei nicht um irgendein Spezialfeature sondern um die Kernfunktionalität -sozusagen die Existenzberechtigung- von Facebook: Freunde finden! Meine User Experience hat jedenfalls deutlich gelitten. Und das in der ersten Nutzungsstunde.

Weitere Fragen

Meine Abenteuerreise ging weiter. Und sie wird wahrscheinlich noch andauern. Es ist eben doch eine neue Welt, die sich mir mit Facebook auftut. Oder ist es der Blick in die Hölle? Es gibt noch viele Fragen oder Aspekte, die beantwortet bzw. ausprobiert werden wollen. Und dass ich diese Fragen immer noch habe, hängt wohl auch mit Usability-Problemen zusammen.

  1. Wie sieht mein Profil bei anderen Nutzern aus?

  2. Nachrichten oder Neuigkeiten?

  3. Wo ist der Unterschied zwischen Profil/Pinnwand und der Startseite?

  4. Wie binde ich diesen WordPress-Blog in mein Facebook-Profil ein? Als App, als RSS-Feed, als iFrame, als WP-Plugin… (Ich habe es nun als RSS-Feed mit einer App gemacht.)

  5. Welches Gen braucht man, um die Anwendungen verwalten zu können? (Von den offensichtlich zwei verwendeten Anwendungen kann ich nur eine verwalten.)

  6. Was bedeutet “Markierte Beiträge mit den Freunden des Freundes, den ich markiere, teilen”? (Ein bischen viel Markierungen, spielen wir hier Gotcha?)

  7. Das größte Mysterium ist aber “Facebook als Seite verwenden”. Was soll das?


Der Dialog "Facebook als Seite verwenden"

Der Dialog "Facebook als Seite verwenden"


Zusammengefasst waren die ersten drei Tage durchaus spannend. Vielleicht ein wenig spannender als ich mir das gewünscht hätte. Facebook bietet offenbar sehr viele Möglichkeiten. Aber eben auch sehr viele Usability-Probleme. Viele lassen sich nicht so einfach durch andere Benennung oder grafische Unterstützung beheben. Da müsste man schon tiefer in die Prozesse einsteigen. Haben Sie mal versucht, ein Firmenprofil anzulegen, wenn Sie angemeldet sind? Erschreckend ist, dass viele meiner Schwierigkeiten Facebooks Kernfunktionalität betreffen. Oder bin ich einfach ein paar Jährchen zu alt und stehe ganz alleine mit diesen Fragen da?

#Usability #UserExperienceDesign

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